Ethnologische Beschreibung

Der königliche Landgerichtsbezirk Regen von 1860


Kleidungsweise

»Die Kleidung in den beiden Märkten Regen und Zwiesel ist die städtische. In den Landgemeinden ist die ältere Tracht mit kurzen ledernen Beinkleidern, mit wollenen Strümpfen und Schnürschuhen, rothen Westen, blauen Röcken und hohen, runden schwarzen Filzhüten fast gänzlich verschwunden. Ebenso beim weiblichen Geschlechte, das vorzüglich schwarze Spitzenhauben mit schwarzen Korseten und aus Schafwolle gesponnen, gefärbten und vom Weber gewirkten Röcken, trug. Diese letztere Kleidung ist wie bereits bemerkt gänzlich verschwunden.«

Trachten aus dem Bay. Wald um 1800 Trachten aus dem Bay. Wald um 1800
Trachten aus dem Bayerischen Wald um 1800
Quelle: Staatliche Graphische Sammlung München

»Was die jetzige Kleidung des Wäldlerlandvolkes betrifft, so ist sie nicht auszeichnend, obwohl man den Waldler von dem Bewohner des Flachlandes auf den ersten Blick durch die Kleidung unterscheidet. Diese unterscheidende Eigenschaft besteht in der Einfachheit der Waldlertracht. Dermal trägt der Waldler meist lange Tuchhosen, Janker an Feiertagen, an hohen Festtagen Röcke. Die dunkelblaue Farbe ist vorherrschend. An Werktagen lange blau gefärbte Zwilchhosen. Im Winter an Feiertagen einen Pelzjanker mit Tuchhosen. An Festtagen schwarzen Hut als Kopfbedeckung z. Zeit mit niedern Gupf. Der Mann sieht meist auf Dauerhaftigkeit und Wohlfeilheit der Stoffe.
Die älteren Männer behalten in der Regel die Tracht ihrer Jugendzeit bei, wogegen die jüngere Generation mit der Mode vorschreitet.
Die weiblich Kleidung besteht dermalen meistens in Kattun- oder Persröcken, die selbst gesponnen Röcke sowie die Spitzhauben, Korseten etc. sind beinahe gänzlich verschwunden und an deren stelle sind die sogenannten Persröcke, Spenser an gewöhnlichen Tagen getreten. An Sonn- und Festtagen werden als Kopfbedeckung Seiden- und Madrastücher mit kostbaren seidenen Halstüchern, und Oberröcke von feinen Wollstoffen wie sie im Handel vorkommen getragen. Bei Hochzeiten und andern Festlichkeiten bemerkt man sogar silberne Halsketten, und dann als Kopfbedeckung noch insbesonders von Silber oder von Gold gestickte Riegelhauben. Seit einiger Zeit tragen die vermöglichern Bauern Tuchmäntel mit langen Kragen vom feinsten Tuche im Winter und das weibliche Geschlecht Wollschale nicht selten zwei, wo von der eine über den Kopf gehangen ist.«

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Quelle u. a. "Staatsbibliothek München"